El Mirador

Als wir vor zwei Jahren in Guatemala waren, hörten wir zum ersten Mal vom „El Mirador“. Es handelt sich um eine der ältesten Maya-Stätten (ca. 300 J.v.Chr. bis 50 J.n.Chr.) die erst 1926 mitten im Dschungel Guatemalas, vom Ärcheologen Richard Hansen, entdeckt wurde. „El Mirador“ wurde zu Hansens Lebenswerk in welches der ältere Herr immernoch viel Zeit und Geld investiert um die Ausgrabungen voranzutreiben.

Da wir bei unserer ersten Guatemalareise nicht genügend Zeit mitbrachten für den Besuch des „El Miradors“, war für uns klar, dass wir dieses Highlight diesmal ganz bestimmt sehen wollen.

Um 4.30 Uhr morgens werden wir zwei, ein spanisches Paar, ein Norweger und ein Neuseeländer in Flores in einen Chickenbus gesetzt und nach Carmelita gefahren, dem letzten kleinen Ort vor dem riesigen Dschungel der sich bis nach Mexiko und Belize erstreckt. Carmelita ist die Busendstation und im Nirgendwo. Zur besseren Vorstellung: Ab Flores fahren wir ca. eine Stunde auf asphaltierter Strasse, danach ca. drei Stunden auf holpriger Landwegstrasse durch beginnende Dschungelgebiete.

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Während wir uns also mit einem Frühstück stärken, packen die Guatemalteken die Profiant auf die Pferde und wenig später ziehen wir mit unserem Guide Edy los.

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Zwischendurch werden immer wieder unsere Wasserflaschen aufgefüllt oder wir bekommen eine Melone oder Ananas serviert.

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Nach 5 Stunden erreichen wir „El Tintal“, ebenfalls eine Maya-Stätte (der ganze Dschungel ist voll davon!) wo Hängematten und Zelte zur ersten Übernachtung installiert werden. Leider ordete unsere Agencia nicht richtig und wir beide hatten ein 1-Personen-Zelt und eine Hängematte – aber easy.

Schon bei der Ankunft beim Camp begegnen wir riesen Kakerlaken und einem Skorpion der gerade daran ist, eine von diesen mit seinem Stachel zu töten.

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Während Edy um fünf Uhr unser Abendessen zubereitet, steigen wir gemeinsam auf eine Pyramide um den Sonnenuntergang (leider hinter Wolken) zu betrachten. Ganz weit hinten können wir schon den Mirador sehen (auf dem Foto ersichtlich).

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„El Tintal“ ist übrigens auch das Camp der Chincleros, die den Kautschuk an den Bäumen sammeln und so oft bis zu mehreren Wochen am Stück im Dschungel verbringen.
Um sieben Uhr ist es dann bereits dunkel und wenig später kehrt auch bei uns die Nachtruhe ein.

Bereits um kurz vor 5 werden wir von Edys Taschenlampe geweckt und nach einem kurzen Frühstück nehmen wir die nächsten 7.5 Stunden Marschieren in Angriff.

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Nebst Spidermonkeys und Brüllaffen begegnen wir unterwegs auch „La Amarilla“, einer der giftigsten Schlangen des Dschungels. Und irgendwann haben wir die ersten 50km hinter uns und treffen beim „El Mirador“ ein! Den Sonnenuntergang sehen wir uns von der zweithöchsten Pyramide – dem „El Tigre“ – aus an und bestaunen die unglaubliche Aussicht: Rundherum kilometerweiter Dschungel und viiieeele Hügel unter denen sich noch nicht freigelegte Maya-Pyramiden verstecken. Wahnsinn! Mit dem Feldstecher können wir sogar Tukane sehen!

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Wegen der vielen Schlangen mahnt uns Edy bereits beim Abendessen, dass wir uns nie ohne Lampe im Dunkeln bewegen. In dieser Nacht hören Etienne und Edy, nebst den üblichen Geräuschen der Brüllaffen und Zirkaden, sogar den Jaguar, der sich nahe an unser Camp schlich, was eher selten vorkommt.

Den nächsten Tag gehen wir etwas ruhiger an und besichtigen den ganzen „El Mirador“. Am Schluss sind es dann doch wieder einige Kilometer und fast 8 Stunden auf- und abklettern, allerdings aber sehr kurzweilig, da wir von den Pyramiden so fasziniert sind. „La Danta“, die grösste Pyramide ist grösser als die Pyramiden in Ägypten sagt man! Überall sind die Ausgrabungen noch in vollem Gange und wir können hunderte von Steinstücken sehen, bei welchen die Ärcheologen noch dran sind, Gesichter oder Zeichen nachzukonstruieren. Ärcheologen sehen wir allerdings keine, da diese hin und wieder zurückkehren in die Stadt und im Labor arbeiten.
Natürlich dürfen dann abends auch die ein oder andere mystische Geschichte, die die Guides erlebt haben beim „El Mirador“, nicht fehlen ;-).

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Nach einer weiteren Nacht beim „El Mirador“, kehren wir am vierten Tag wieder nach „El Tintal“ zurück und verbringen dort unsere letzte Nacht im Dschungel. Nebst 2-3 Chincleros und 3 Rangers beim „El Mirador“ haben wir auf diesen vielen Kilometern nur ca. 8 weitere Wandernde getroffen, die auf dem Hin- oder Rückweg sind.
Es ist leider trotz aller Erzählungen und Fotos sehr schwierig das Erlebte zu beschreiben. Man kann die gewaltige Weite des Dschungels und die ebenso beeindruckende Grösse der Pyramiden kaum in Worte fassen. Schon beim Erklimmen von „La Danta“ war uns klar, dass wir das Erlebnis weder beschreiben noch auf Fotos so intensiv festhalten können, wie es in Wirklichkeit war. Man muss es selbst erleben! 🙂

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Am fünften und letzten Tag nehmen wir noch den Rest der insgesamt fast 100km unter die Füsse. Zum Glück hält sich Petrus zurück mit Regen, der unebene Weg würde sonst zur echt mühseligen Tortur werden. So kommen wir, wie auch die letzten Tage als gute Wandergruppe, schneller als zur vorgegebenen Zeit in Carmelita an, legen die Füsse hoch und genniessen das Mittagessen und ein Bierchen :-).

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Kurz nach Mittag kommt der Chickenbus der uns zurück nach Flores bringen soll – nach fünf Tagen Dschungel ist das total abgelegene Carmelita schon voll Zivilisation für uns! 🙂

Und als hätten wir nicht schon genug Abenteuer erlebt, bleibt der Chickenbus nach den drei Stunden Holperstrasse plötzlich stehen. Kühlwasser wird geholt und nachgefüllt während Petrus seine Kessel nun doch noch ausschüttet – und zwar so richtig! Und kaum sind diese leer, hält ein Lastwagen, der uns hinten auf seiner Ladefläche bis nach San Andres mitnimmt.

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Irgendwo an der Strasse lässt er uns absteigen und während wir verdutzt am Strassenrand stehen, zeigt sich wieder die guatemaltekische Organisation wenn es um den Transport geht: Keine 30 Sekunden später hält neben uns der Mann, welcher uns vor fünf Tagen zum Chickenbus brachte. Wir beide werden in ein Tuk-Tuk verfrachtet, die andern vier nimmt er mit und alle werden zu ihren Hotels zurückgebracht.
Nach einer seeehr erfrischenden Dusche, die wir nun nach diesen schwitzigen Tagen sehr nötig haben, treffen wir uns in Flores alle noch zum gemeinsamen Abendessen.

Um uns etwas zu erholen bleiben wir noch drei Tage in Flores. Danach werden wir aber langsam wieder zappelig und fahren mit dem Camionetta sieben Stunden durch wunderschöne Berglandschaften nach Lanquin, um von dort aus die Wasserfälle in Semuc Champey zu besuchen.
In Lanquin gibt es ein Hostel im Ort und ein zweites, „El Portal“, das sich 11km in Richtung der Wasserfälle befindet – und für dieses entscheiden wir uns. Müde nehmen wir die holprige und verregnete Fahrt auf einer abenteuerlichen Strasse auf uns und es hat sich gelohnt! Schon wieder sitzen wir inmitten der Berge im Dschungel – diesmal aber mit Dusche und vier Stunden Strom am Abend :-).

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Wir bewohnen eine hübsche kleine Cabaña mit einem der bequemsten Betten unserer bisherigen Reise. 🙂
Die Anlage ist ein Paradies und auch die Wasserfälle sind einen Besuch wert! Zuerst wandern wir durch den Dschungel zum Aussichtspunkt von dem aus man auf die Wasserfälle sieht um danach noch in diesen zu baden.

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In diesem Bergdörfchen verkaufen Kinder und Bauern ihre selbsthergestellte Schokolade an die Touristen. Selbstverständlich probieren wir und natürlich ist sie kein Vergleich mit unserer Schweizerschokolade :-). Aber für die einfache Schokoherstellung in diesem Bergdorf mit den frischen Kakaobohnen die überall an den Bäumen hängen, schmeckt sie wirklich nicht schlecht!

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Um von Semuc zu einem vernünftigen Preis nach Antigua zu reisen, fahren wir mit dem Shuttle nach Coban und mit einem Collectivo nach Guatemala City. Kurz vor der Stadt müssen wir plötzlich ruckzuck aussteigen, weil das Collectivo nicht in die Stadt fahren darf. Also stehen wir mit neun Guatemalteken, die ebenso ahnungslos sind wie wir, an einer Bushaltestelle und steigen in den nächsten Bus. Wahrscheinlich sehen wir dabei so planlos aus, dass ein Guatemalteke irgendwann aufsteht, zu uns kommt und uns seine Hilfe anbietet. Er sei früher selber oft gereist und wisse, wir schwierig es manchmal sein kann, sich zu orientieren. Er fährt mit uns in einem weiteren Bus mit und zeigt uns dann den Weg zu den Chickenbussen die nach Antigua fahren. Was für ein hilfsbereiter Mensch! Alleine hätten wir uns in diesem Chaos und dieser riesen Stadt wohl nie zurechtgefunden! So schaffen wir es noch vor dem Eindunkeln aus Guatemala City und nach Antigua.

Hasta pronto!

Andrea und Eti

One thought on “El Mirador

  1. Hallo dir 2 Wältebummler

    Euchi Reisebrichte si e ächte Liechtblick im graue und hektische Schwizerautag!:-)
    Es isch immer wieder e Freud öbis vo euch zghöre und mer freue üs mega wen der wider da sid

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